Auf der Suche nach Erotikfilmen wird man(n) schnell fündig. Das Angebot ist riesig und dominiert die Erotikbranche. Die konventionellen Produktionen richten sich dabei hauptsächlich an eine männliche Zielgruppe. Dem weiblichen Publikum sagt diese Art von Porno jedoch meist nicht zu. Glücklicherweise hat sich das Bild von Pornos mit der Zeit verändert, und so ergreifen immer mehr Frauen selbst die Initiative und erarbeiten Erotikfilme speziell für Frauen und Paare. Der Trend geht dabei weg vom Schmuddelfilm-Image und hin zur Hochglanz-Produktion. Frauen, die sich Gefühl und Sinnlichkeit in Pornos wünschen, werden fündig: Erika Lust und Petra Joy sind die Pionierinnen feministischer Erotikfilme und produzieren Pornos von Frauen für Frauen. Diese neue Bewegung nennt sich Heartcore.
Feministische Pornos sind im Kommen und wir gleich mit! Erika Lust und Petra Joy setzen hohe ästhetische Standards in ihren Filmen und zeigen ihre Liebe zum Detail. Sie legen großen Wert auf ein stilvolles Setting und die Chemie zwischen den Darstellern. Zu sehen sind zwei (oder mehr) Menschen bei ihren intimsten Momenten vor einer schönen Kulisse. Auch bei der Auswahl der Darsteller heißt es: Weg von klischeehafter Inszenierung, hin zu mehr Authentizität! Zuschauerinnen sollen sich mit den Pornodarstellerinnen identifizieren können, daher werden weibliche Körper in ihrer Diversität gezeigt: dick oder dünn, mit oder ohne Haare, alt oder jung.
Die Unterschiede zu gängigen Pornos und Erotikfilmen sind dabei groß: kein übertriebenes und lautes Stöhnen der Frau und kein Durchturnen von zehn Stellungen in knapp zwanzig Minuten. Es werden keine Großaufnahmen vom Genitalbereich gezeigt und Frauen werden nicht erniedrigt.
Bei Heartcore-Filmen steht die weibliche Lust im Vordergrund – nicht die Ejakulation des Mannes ist der Höhepunkt, sondern der Orgasmus der Frau. Es gibt meistens eine Story, sinnliche und ästhetische Bilder, verschiedene Arten der Verführung und ein langes Vorspiel. Auch die Mimik spielt eine große Rolle, daher werden die Gesichter der Protagonisten oft gezeigt. Am Ende sieht man ein ruhiges Nachspiel, bei dem die Darsteller noch einige Minuten zusammengekuschelt aneinander liegen und sich liebevoll behandeln. Frauen bevorzugen in der Regel ein langes Vorspiel, da ihre Lustkurve am Anfang nicht so schnell ansteigt, aber länger anhält als bei Männern. Pornos können dabei sehr erregend sind, ob zur eigenen Masturbation oder zusammen mit dem Partner.
Im Kurzfilm Eat with me aus der XConfession – Reihe von Erika Lust sieht man ein verliebtes Pärchen in der Küche. Der Mann bereitet verschiedene Leckereien für seine Partnerin vor. Der Raum ist mit warmem Licht ausgeleuchtet und bei der Verkostung wird jedes Gericht gezeigt. Während sie essen reden sie miteinander, lachen und schauen sich verliebt an. Nach dem Dessert kommen sie sich näher. Sie küssen sich innig, streicheln sich und nehmen sich Zeit. Die Kleidungsstücke fallen nacheinander auf den Boden, sie haben nur noch Augen füreinander. Die leise Hintergrundmusik erzeugt eine sinnliche Stimmung und man genießt es, dem Paar beim Liebesspiel zuzusehen.
Der zentrale Punkt ist, dass Frauen nicht nur als Sexobjekt und Männer nicht nur als dominante testosterongesteuerte Biester inszeniert werden. Beide Geschlechter werden gleichberechtigt dargestellt und verwöhnt und man sieht dabei mehr als nur ihre unteren Körperhälften. Das wird auch bei Szenen mit mehreren Frauen oder nur Männern konsequent durchgesetzt. Die Sexszenen sind heiß, machen Lust auf mehr und die Zuschauer können sich eher mit den Darstellern und dem ganzen Porno identifizieren. Das ist wohl der Grund, warum sich feministische Pornos mehr und mehr an Beliebtheit erfreuen und sich in der Erotikbranche und sogar den Mainstream-Medien durchsetzen.
Ich feiere die Heartcore-Szene! Weg von der sexuellen Ausbeutung der Frau und mehr Gleichberechtigung, was den Orgasmus betrifft! Zu lange haben wir uns Pornos angesehen, die verzerrten und Pro-Mann Sex zeigen und schlanke, langbeinige und großbusige Frauen bevorzugen. Einen Mehrwert haben die konventionellen Pornos für mich persönlich nicht zu bieten, die feministischen Pornos hingegen schon. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei und die Szene wächst sehr schnell. Ich finde diese Art von Erotikfilm im Allgemeinen sehr stimulierend und ich sehe sie mir gerne an. Dabei kann ich mir Zeit für mich selbst nehmen, lasse mich von den Filmen anregen und empfinde den Orgasmus sehr intensiv.
Sex ist die schönste Nebensache der Welt und auf so viele verschiedene Arten erlebbar. Daher trifft die Heartcore-Szene nicht nur den Nerv von Feminist*innen, sondern von allen, die keine Lust mehr auf die stereotype Darstellung von Sex haben. Und mal ehrlich: Haben wir es nicht satt, dass manche Leute den Pornos nacheifern wollen und diese Klischees fördern? Alle sollten guten Sex haben! Frauen sollten mehr Beachtung bekommen und auch jedes Mal einen Orgasmus erleben können. Denn der Orgasmus ist kein Privileg des Mannes, absolut nicht.
Im Folgenden liste ich einige Seiten und Filme auf, die ich weiterempfehlen möchte.
Erika Lust – store.erikalust.com
Petra Joy – petrajoy.com
All about Anna – amazon.de/All-About-Anna